Mit dem Maler Dietmar Brixy (*1961) präsentiert sich einer der erfolgreichsten Künstler der Metropolregion. Nach dem Ende seines Studiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe lebt er seit 1991 wieder in seiner Heimatstadt Mannheim. Hier hat er zu einer sehr sinnlichen Malerei gefunden die zwischen Abstraktion und Figuration changiert: Eine sich frei entfesselnde Farbe verliert sich nicht allein in ihrer Schönheit, sondern sucht nach gegenständlichen Motiven, die meist an Pflanzen und ihre Früchte erinnern. Eden lautet der sinnreiche Titel dieser Ausstellung mit einer kleinen, doch repräsentativen Auswahl seiner Werke, die letztlich alle direkt oder indirekt von jener biblischen Geschichte erzählen - der Vertreibung aus dem Paradies.
Doch zunächst ein paar Sätze zur malerischen Technik des Künstlers, die sich bei jedem Bild in einem aufwendigen Arbeitsprozess entwickelt. Zuerst legt der Maler eine erste Farbschicht an, ein buntes All-Over vieler Farben. Ist diese Schicht getrocknet, kann eine weitere folgen, die der Künstler sehr pastos mit Spachteln und der bloßen Hand aufträgt. Dabei entwickelt sich eine gestisch-abstrakte Malerei, die allein durch ihre Dynamik und ihre intensiven Kontraste zum Augenschmaus wird. Doch damit nicht genug. Brixy kratzt die erste Farbschicht teilweise wieder frei und zeichnet so Strukturen in die pastose Farbschicht, Strukturen, die sich dann häufig als gegenständliche Motive lesen lassen. Aus der Farbe erwachsen plötzlich das Astwerk eines Baumes, seine Rinde, seine Blätter oder Früchte. Manchmal werden auch ganze Blätter in die Farbe gedrückt, die sich wie bei einer Frottage ganz realistisch ins Bild einschreiben.
Meist sind es Feigenblätter, die Dietmar Brixy benutzt, womit wir wieder zum Titel dieser Ausstellung zurück gekehrt sind. Jene waren bekanntlich die erste Kleidung, die Adam und Eva trugen, nachdem sie ihre Unschuld verloren hatten und sich plötzlich ihre Nacktheit schämten. So erscheinen in den Bildern Brixys, vor allem in den Papierarbeiten, bisweilen menschliche Figuren, die an diese ersten Sünder denken lassen. Auch die verbotene Frucht, von der Eva nicht lassen konnte, findet sich in den Bilder, ob als Orange, Zitrone, Apfel oder Feige. Der Bibeltext selbst gibt ihr bekanntlich keinen botanischen Namen. Wer will kann sogar in den abstrakteren Strukturen den Baum der Erkenntnis identifizieren, oder gar die verführerische Schlange selbst.
Doch die Bilder von Dietmar Brixy sind natürlich keine direkten Illustrationen zur Paradiesgeschichte im Buche Genesis des Alten Testamentes. Sie bleiben abstrakte Gemälde mit angedeuteten Motiven, die nicht unbedingt einen Titel brauchen. Der Ausstellungstitel aber lenkt die Assoziationen des Betrachters in eine vom Künstler gewollte Richtung. So beschwören die Bilder dieser Ausstellung in ihrem malerischen Reichtum eine Art Paradies der Farben und Formen, die sich wie unschuldige Kinder einfach nur an ihrer Existenz erfreuen und sich ohne sündige Gedanken einer visuellen Sinnenfreude hingeben, die allein einem freundlichen Gott der Schönheit dienen will.
Dr. Dietmar Schuth