Brixy im neuen boesner-Hauptkatalog | boesner feiert 40-jähriges Firmenjubiläum!
Seit nunmehr 40 Jahren dreht sich bei boesner, einer der führenden Anbieter professioneller Künstlermaterialien, alles um Kunst und im besonderen Maße um das Material für die Kunst.
Das Kunstjournal im boesner Hauptkatalog stellt seit einiger Zeit wichtige zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler im Interview vor. Anlässlich des 40jährigen Jubiläums von boesner 2022 widmet sich das Interview dem Thema "Inspiration und Material".
Lesen Sie hier das Interview mit Künstler Dietmar Brixy:
Künstler Dietmar Brixy
- Was inspiriert Sie?
Die Natur ist mir sehr wichtig, insbesondere mein Garten, den ich vor vielen Jahren selbst angelegt habe und pflege. Er gibt mir immer wieder Energie und neue Ideen. Viele meiner Motive sind ja vegetabil, das Feigenblatt zum Beispiel, mein Leitmotiv, könnte man sagen, das für mich den Garten Eden symbolisiert. Seit meinen Reisen in die Tropen, wie nach Malaysia, ist mir auch der Bambus zum Motiv geworden, der in meinem Mannheimer Garten natürlich nicht fehlen darf. Oft stelle ich mir zum Malen Blumen ins Atelier, die bei mir auch welken dürfen, weil sich so das Leben zeigt.
- Wie sehr ist das Material selbst Teil der Inspiration?
Ich habe zwar einmal Bildhauerei studiert, doch bin ich schließlich Maler geworden, dessen Material die Farbe ist. Diese wird bei mir freilich auch plastisch aufgefasst und modelliert, so dass ihre Dynamik ein Spiel aus Idee und Zufall darstellt, will sagen, die Eigendynamik von Farbe kann sehr inspirierend sein.
- Was ist bei der Arbeit eher Routine – und wo fängt für Sie das Neue an, das Abenteuer oder das Risiko?
Die Grundierung, würde ich sagen. Alle meine Leinwände werden erst einmal schwarz grundiert und dann in einem ersten Schritt mit Ölfarbe bemalt bzw. in einer Art Dripping bespritzt. Hier beginnt dann der eigentlich kreative Part und wiederholt sich mehrmals, weil jede der bis zu fünf oder sechs Farbschichten antrocknen muss, ehe der nächste Schritt folgen kann.
- Haben Sie ein bevorzugtes Material?
Bei den großen Gemälden verwende ich ausschließlich Ölfarbe auf Leinwand oder Nessel. Auf Reisen dagegen wechsle ich zum Papier und der Acrylfarbe, weil das handlicher ist und viel schneller trocknet. Zu meinen Materialien gehören sicherlich auch die Dinge der Natur, wie das Feigenblatt, das ich gerne selbst als Druckform benutze.
- Viele Materialien sind bewährt und fast unersetzlich. Probieren Sie trotzdem gern Neuheiten aus, und interessieren Sie sich für die verwendeten Materialien anderer?
Nein, eigentlich nicht. Man hat so seine Erfahrungen und kennt seine Farben sehr gut. Solange die Natur keine neuen Wellenlängen des Lichtes kreiert oder das Auge für andere Spektralbereiche sensibilisiert, gibt es auch keine grundsätzlich neuen Farben.
- Wie halten Sie es mit den kleinen Werkstattgeheimnissen – speziellen Mischungen, eigenen Rezepturen, kleinen Tricks und Kniffen … Teilen Sie solche Entdeckungen auch mit anderen?
Früher waren Maler ja halbe Alchemisten, doch heute sind die industriell hergestellten Farben kaum noch zu optimieren. Natürlich habe ich mir über die Jahre hinweg eine gewissen Geschicklichkeit oder technische Virtuosität erworben, doch geheimnisvoll ist das eigentlich nicht. So lasse ich mich ja auch bei der Arbeit filmen, so dass jede/r schauen kann, wie meine Bilder entstehen.
- Friedrich Schiller konnte nur mit dem Duft von faulenden Äpfeln in seiner Schreibtischschublade dichten – was gehört für Sie unbedingt zur Kreativität dazu?
Nun das ist eine Legende, die ich nicht so recht glauben mag. Ich jedenfalls nehme keine Drogen, Stimmungsaufheller, Alkohol oder Marihuana, was bei Malern durchaus normal sein kann. Nein, mir ist eine körperliche Fitness wichtiger. Das sind zum Beispiel lange Spaziergänge mit meinen Hunden oder die Arbeit im Garten, das macht wach und somit auch kreativ.
- Im Radio oder von einer Playlist, laut oder leise im Hintergrund: Untermalt besondere Musik ihren Schaffensprozess.
Schaffensprozess ist nun wirklich ein sehr altmodischer Begriff. Ich selbst bevorzuge das einfache Wort Arbeit. Und dabei ist mir die Musik tatsächlich das, was dem guten Schiller einmal die Äpfel gewesen sein mögen. Ich habe mir ja mit dem ehemaligen Pumpwerk ein riesiges auch akustisch tolles Atelier geschaffen, wo man richtig laut Musik hören kann. Und meine Pflanzen mögen das auch, glaube ich. Am liebsten höre ich Johann Sebastian Bach und diverse Opern oder Jazzrock von Keith Jarrett oder Jan Garbarek.
- Wann ist ein Werk fertig?
Wenn ich es signiere.
- Wem zeigen Sie es zuerst und mit welchen Erwartungen?
Meinem Partner David. Ich schätze seine ehrliche Kritik sehr, auch wenn sie ein fertiges Bild nicht mehr verändern kann.