Der Mannheimer Künstler Dietmar Brixy öffnet für seine Ausstellung „journey“ auch in diesem Jahr wieder die Pforten des Alten Pumpwerks in Mannheim-Neckarau. Vom 23. September bis 16. Oktober lädt er Kunstliebhaberinnen und -liebhaber zu einem Rundgang durch sein Künstlerhaus ein und präsentiert im Innen- und Außenraum des Industriedenkmals Kompositionen seiner neuen Werkserie „JOURNEY“ sowie ausgewählte Arbeiten aus früheren Schaffensphasen. Ergänzt wird die Ausstellung in Kooperation mit der Galerie Tammen aus Berlin durch Skulpturen des Gastkünstlers Lothar Seruset.
Mit dem Versprechen auf Neue Welten – Journey
Farbgewaltig, intensiv, mit einer bewegten, mitreißenden Dynamik wird der Betrachter angesprochen und instinktiv angezogen. Es ist die farbige Aufforderung zur Freude, Gedanken loszulassen, Freiheit zu spüren. Die neue malerische Serie „Journey“ des Künstlers Dietmar Brixy verspricht schon beim ersten Anblick das Gefühl von Aufbruch. Wie auch in früheren Werkreihen erreicht der Künstler durch den ungewöhnlichen Einsatz von Farbe und Struktur ein Höchstmaß an Emotionen und lädt uns somit ein zu einer ganz besonderen Reise durch seine Bildwelten.
Die Werke des Künstlers Dietmar Brixy sind Ausdruck eines intensiven Schaffensprozesses, im Laufe dessen er die Komposition des Gemäldes immer wieder neu durchwirkt und sich dabei schrittweise dem gestalterischen Ganzen annähert. Brixy beginnt mit einem schwarz grundierten Träger, meist Nessel oder auch Leinwand, und legt darüber Schicht für Schicht seine in Spannung und Dynamik konzipierten Farbebenen. Was im Ergebnis für den Betrachter so selbstverständlich und spielerisch wirkt, ist der kraftvolle Wechsel von Aktion und Reaktion, von Farbauftrag und ihrer Reduktion im Ablauf des Entstehungsprozesses. Es ist für den Künstler ein kontinuierliches Öffnen und Verschließen der Bildfläche auf der Suche nach Raum, nach dem Blick auf eine neue Landschaft. Diese ist jedoch nicht realistisch greifbar, es ist vielmehr der Wunsch Dietmar Brixys, die Vorstellung, das Gefühl einer Landschaft in der Sprache der Farben einzufangen. Formen, Kolorit, Konturen erzeugen in ihrem Zusammenspiel Assoziationen an die unterschiedlichsten Vegetationsformen und lassen somit Jeden in seine eigene Gefühls- und Erfahrungswelt eintauchen.
Journey, 2022, Öl auf Nessel, 180 x 140 cm
Kennzeichen von „Journey“ sind markant leuchtende Farben: ein strahlendes Gelb, ein warmes Orange, ein zartes Grün. Die Kompositionen zeigen eine fast frühsommerliche Helligkeit, teilweise durch den Einsatz von weißen Valeurs noch hervorgehoben. Immer wieder sind diese leuchtenden Farben in den Kontrast zu dunklen Grün- und Blautönen gesetzt, um somit scheinbar ihre Strahlkraft noch zu verstärken. Nahezu unbewusst lässt Dietmar Brixy den Betrachter Ebene für Ebene tiefer in die Komposition eintauchen. Wie ein zur Seite gezogener, hoch geschobener Vorhang geben die in dynamischen Bewegungen geschaffenen Farbflächen den Blick frei auf ein zartes, flirrendes Zentrum. Was für den Künstler die letzte Gestaltungsebene ist, öffnet dem Betrachter den Zugang. Die markanten Feigenblätter, die in verdünnte Ölfarbe getaucht und dann aus der pastos aufgetragenen Farbe gezogenen sind, und die wie Gegenspieler die kraftvollen Bewegungen auflösen, bieten als gegenständliches Motiv den Brückenschlag zwischen realer Natur und abstrakter Landschaft. Weite Territorien, tiefe Schluchten oder aufgebrochene Erdschichten assoziiert der Künstler durch seinen vielfältigen Umgang mit dem Material. Brixy erreicht in dieser Serie noch einmal mehr den Eindruck der Dreidimensionalität. Tiefblaue Flächen werden steil nach oben gezogen und schieben sich ganz nah an den Bildvordergrund. Übereinander gelagerte, horizontale Streifen erzeugen als Übergang in den Tiefenraum den Eindruck von wechselnden landschaftlichen Ebenen - bis sich schließlich im Bildhintergrund die sonnendurchfluteten fast monochromen Bereiche bis weit an den vermeintlichen Horizont erstrecken. Jede dieser Zonen hat ihren eigenen Charakter, sie wird breitflächig aufgetragen, gespritzt, gespachtelt. Dietmar Brixy arbeitet mit den Händen, verstreicht Übergänge, lässt Farbe aus tieferen Schichten auftauchen oder unter neuen Strukturen verschwinden. Seine offensichtliche Freude im Schaffensprozess ist dabei nicht nur in vielen Fragmenten, wie dem pastosen Farbauftrag sichtbar, sondern überträgt sich unweigerlich auf den Betrachter. Greift man inhaltlich einzelne dieser Details eines Werkes heraus, wird deutlich, wie viele Bilder im Bild „verborgen“ sind. So lassen sich unterirdische Lavaströme erahnen, wogt über dem bewegten Meeresgrund eine tiefdunkle See oder steigen dunstige Wassernebel auf in den blassen Himmel. „Journey“ ist eine Reise durch die Welt der Farben, die die besondere Kenntnis ihrer Haptik und den daraus resultierenden Assoziationen erkennen lässt.
Journey, 2022, Öl auf Nessel, 160 x 210 cm
Die Farbwahl zu dieser Serie erzeugt unbewusst eine Wertigkeit, die bereits vor Jahrhunderten in der Malerei zur Betonung der Inhaltlichkeit eingesetzt wurde. So steht in vielen spätmittelalterlichen Arbeiten der blaue Mantel Mariens in der Spannung zu goldfarbenen Hintergründen, gibt der Barock dem zarten Teint eines Mädchens durch ein dunkles Haarband noch mehr Glanz, heben sich Ende des 19. Jahrhunderts reife Weizenfelder vom tiefblauen Himmel ab oder erscheinen die Häuser der Provence in den Gemälden der klassischen Moderne vor dem kühlen Blau des Meeres noch wärmer und freundlicher. Auch in Brixys Arbeiten besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem farblichen Dialog, dem Hell-Dunkel-Kontrast und der Wertigkeit des lichtdurchfluteten Zentrums. Es erscheint als positiver Ort, von dem das Auge unwillkürlich angezogen wird und mit dem der Betrachter eine Offenheit und Leichtigkeit verbindet.
So ist in dieser jüngsten Serie der Titel durchaus wörtlich zu nehmen: hier lässt sich eine Reise beginnen. Sie startet mit einem ersten Gesamteindruck mit persönlichen Bildern, Emotionen. Lässt uns weiterreisen, fordert auf, die Perspektiven zu wechseln, Dinge im wahrsten Sinne des Wortes von einem anderen Standort aus zu betrachten. So öffnen sich neue Horizonte, neue Ziele. Es ist eine Reise durch die Farben, durch die Welt des Künstlers Dietmar Brixy ebenso wie durch unsere ganz persönlichen Erinnerungs- und Gefühlswelten mit dem Ziel etwas Neues zu entdecken.
von Simone Maria Dietz M.A., Kunsthistorikerin
Sehen Sie hier die Bildentstehung von "JOURNEY, 2022, Öl auf Nessel, 160 x 420 cm (zweiteilig)" von Künstler Dietmar Brixy aus seiner aktuellen Werkserie JOURNEY.
Kurzbiografie Lothar Seruset
1956 in Ulm geboren, 1988 Meisterschülerernennung an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. J. Schmettau und Prof. E. Strautmannis, 1988 - 1989 DAAD Jahresstipendium für die Niederlanden/ Amsterdam, 1993 – 1995 Karl-Hofer-Stipendium Berlin, danach Atelier in der Panzerhalle Groß Glienicke bis zum Abriss des Atelierhauses. 2000 Realisierung einer Marienfigur und einer hl.Klara für die St.Klara-Kirche in Ulm, 2005 Organisation der Ausstellung „Memento Mori“, Panzerhalle Groß Glienicke, Reisestipendium der Stadt Potsdam für Chur/Graubünden, 2006 Arbeitsstipendium Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop, 2007 Organisation der Ausstellung „water_please“, das Schaufenster, FH Potsdam, Kunstverein Ulm. Danach Umzug aufs Land, bei Fehrbellin, nahe Berlin, ein Pferdestall, Arbeiten und leben, reisen und noch viel zu tun.
2015 Realisierung einer Großplastik für den Flughafen München aus Anlass des 100. Geburtstages Franz- Josef Strauß, 2016 Realisierung einer 6m hohen Skulptur Dümmersee Hüde, 2018/19 Kurator und Projektleiter LAND(SCHAFFT)KUNST -Fontane lesen mach dir ein Bild davon- im Rahmen von fontane.200, veranstaltet von Kulturland Brandenburg.
Stipendium des Landes Brandenburg / Künstlerdorf Schöppingen
2022 Revierwechsel 2 , Iannis Xenakis, Hochdrucksymposium Museum für Druckkunst und Galerie HOCHDRUCKPARTNER Leipzig.
"Aber was diese Skulptur auszeichnet, trifft auch auf die meisten anderen zu, die auf den ersten Blick komisch oder grotesk daherkommen – aber einen subversiven Witz haben, Witz im eigentlichen Sinne, also geistreich und philosophisch die Welt auf den Kopf stellen, eine andere Perspektive bieten und damit so manche Absurdität unseres Lebens offenbaren. Dabei sind sie nicht immer leicht auf den Begriff zu bringen – und das ist auch gut so, denn dann wären sie schon wieder gezähmt und „unschädlich“ gemacht. Ihre überbordende, widersprüchliche, reiche Bildsprache entzieht sich den einfachen Interpretationen und gibt umso mehr den Gedanken Raum."
von Uta Kuhl, Kunsthistorikerin
Christoph, 2021, Holz bemalt, 190 x 70 x 50 cm
Was:
Ausstellung „journey“ des Künstlers Dietmar Brixy.
Special Guest Galerie Tammen, Berlin mit Gastkünstler Lothar Seruset - Skulpturen.
Wo:
Altes Pumpwerk Mannheim-Neckarau, Aufeldstraße 19, 68199 Mannheim
Wann:
23. September bis 16. Oktober 2022
Öffnungszeiten:
Freitag 14-19 Uhr, Samstag und Sonntag 11-16 Uhr sowie nach Vereinbarung
Parken:
Ausreichend Stellplätze sind auf dem Parkplatz des Verwaltungsgebäudes des GKM Mannheim vorhanden.
Vernissage und Finissage:
Angesichts der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verzichten wir auf eine Vernissage und Finissage.
