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29.11.2019 - 16.02.2020

Brixy in der Schweiz

Kunsträume ist die Kunstgalerie für internationale Gegenwartskunst in Zermatt, Schweiz. In anspruchsvollen und wechselnden Ausstellungen wird Gegenwarts und moderne Kunst im aufregendem Kontext gezeigt.

 

Die Ausstellung "BRIXY HORIZON" wird präsentiert von Kunsträume | The Heinz Julen Art Gallery.

 

Ausstellungsdauer: 29. November 2019 - 16. Februar 2020

Opening: Freitag, 29. November 2019, 18 Uhr

Brixy wird zur Eröffnung anwesend sein.

mehr Informationen unter: www.heinzjulen.com

 

Adresse:
Kunsträume | The Heinz Julen Art Gallery
Backstage Hotel Vernissage
Hofmattstrasse 4
3920 Zermatt
Schweiz

 

 

LAUDATIO

Laudatio „BRIXY – Horizon“, Galerie Heinz Julen, Zermatt

29.11.2019, Text: Cathrin Pischon, Referent: Daniel Brixy

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

lieber Heinz Julen, geschätzter Dietmar,

 

auch ich möchte Sie alle recht herzlich willkommen heißen in den Räumen der Galerie Heinz Julen im wunderbaren Bergort Zermatt, um mit Ihnen gemeinsam in die fabelhaften Bildwelten des Mannheimer Künstlers Dietmar Brixy einzutauchen. „BRIXY – Horizon“ lautet der assoziative Titel der Ausstellung und er öffnet gerade an diesem Ort inmitten der erhabenen Bergwelt der Schweizer Alpen unterhalb des Matterhorns, den Blick.

 

Doch was genau hat es mit dem Ausstellungstitel auf sich? Alle Bilder, die Sie in den Räumen der Heinz Julen Galerie und im Backstage Hotel präsentiert finden, tragen den Titel „Horizon“. Brixy arbeitet in Werkserien und -zyklen. So viel sei vorab schon einmal verraten! In diesen besonders schönen und hellen Exponaten jener Serie grenzt der Horizont als Linie den Himmel von der Erde ab. Immer wieder steht er in der Bildenden Kunst als Symbol für Wünsche, Sehnsüchte und Utopien. Er steht aber auch als Sinnbild für die Überschreitung von Grenzen in ein unbestimmtes, geheimnisvolles Dahinter!

 

Brixys künstlerische Intention wird sichtbar.

Sie zielt auf eine Erweiterung des Horizonts. Die vom Standort des Betrachters abhängige, mal tiefer, mal höher liegende Horizontlinie der wahrgenommenen Welt soll erweitert und hinausgeschoben werden. Warum? Um die subjektive Sicht jedes Einzelnen von uns individuell voranzutreiben, ihn der Wahrheit und der Erkenntnis näher zu bringen? Eine Möglichkeit. Brixy fordert nicht nur ein aktives, sondern ein progressives Betrachten, er fordert das geistige Übertreten einer Schwelle, das auf einen Wandel des Denkens zielt. Doch die Horizontlinien sind nicht immer konsequent durchgängig, sie sind porös bzw. diffus, enden manchmal mitten im Bild. Um dann an anderer Stelle, auf anderem Niveau fortgeführt zu werden, und – das überrascht − anschließend auch einmal auf gleicher Höhe weiterzufließen.

Es ist ein Wechselspiel, ein vor und zurück − ein Spiel mit der Dynamik der Wahrnehmung. Der Horizont ist bei Brixy also keine Begrenzung. Brixy begrenzt nie. Er legt den Betrachter niemals fest. Er verweigert sich der Eindeutigkeit der Interpretation. Gerade diesen Aspekt lobte Professor Dr. Dieter Ronte, ehemaliger Leiter des Museums Moderner Kunst in Wien, des Sprengel Museums Hannover und des Kunstmuseums Bonn in seiner Laudatio für Dietmar Brixy ganz besonders.

 

Wie schafft Brixy das?

Ein wesentlicher Aspekt ist die offene Lesbarkeit der Bilder, die durch einen stets zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit changierenden Habitus so suggestiv bleiben. Diese Offenheit inszeniert er während der Entstehung jeder einzelnen Komposition im Rahmen eines leidenschaftlichen Schöpfungsprozesses. Er ist ein Kraftakt, den ich Ihnen an dieser Stelle mit den Worten Christoph Tannerts kurz erläutern darf. Der Direktor des Künstlerhaus Bethanien in Berlin schildert in einem Katalogtext wortgewaltig und sehr assoziativ die Entstehung der Malereien.

„Pro Bild werden zwischen sieben und neun Ölfarbschichten aufgetragen. Es ist also eine diffizile, langwierige Schichtenmalerei, der sich Brixy bedient. Als Erstes wird mit Schwarz grundiert, dann begibt sich der Künstler in eine Phase des Action Painting, in der die Pinsel tanzen und die Leinwand mit zufälligen Farbspuren übersät wird. Im nächsten Schritt werden diverse farbige Markierungen mit der Hand vorgenommen. Dass Brixy Bildhauerei studiert hat, sieht man sofort. Er verschiebt Volumina über die Leinwand. Sein Malen ist ein Kraftakt.

 

Dieser Leinwandbezwinger arbeitet mit dem Pinsel, mit dem Spachtel, mit der Hand.

Er greift die Farbe direkt aus dem Eimer, aus der Tube, mischt sie mit der Hand, wischt und gräbt Linienverläufe, lässt Lava gurgeln und Kühlwasser. Das ist nicht Entertainment, sondern Existenzialismus! Brixy rührt und reliefiert und beweist uns, wie sich eine klassische malerische Basis mit traditionellen Elementen in unterschiedlicher Form modernisiert lässt“. Ein wortgewaltiges Zitat, das die Sinnlichkeit und Leidenschaft der Schöpfung spürbar macht!

Alles zusammen bildet die Folie für den eigentlichen Hauptakteur der Bilder: Die Natur, die in Form von Feigenblättern oder knorrigen Ästen ihre prachtvolle Schönheit auf der Leinwand entfaltet. Ganz prominent vertreten ist in der Serie „Horizon“ das Feigenblatt als Sinnbild für das Paradies und den Garten Eden, das in die noch feuchte Ölfarbe appliziert und wieder abgenommen wird. Manchmal in blutroter Farbe gehalten, bildet es einen leuchtenden Kontrapunkt zu den zarten, farbreduzierten Hintergründen. Rot, die Farbe der Liebe, der Leidenschaft, des Leids - erstmals setzt Brixy das fragile Blattwerk so augenscheinlich in Beziehung zu einer vom Menschen geprägten Landschaft. Eine Liebeserklärung an die Schönheit der Natur.

 

Vielleicht auch eine Mahnung, ein leiser Hinweis auf ihre Verletzbarkeit.

„Wie Mikroskope rücken sie ausgewählte Ausschnitte in die Nähe oder Ferne, kombinieren Bruchstücke, Malmethoden, Materialien, beobachten physikalische Gesetzmäßigkeiten und mechanische Wirkungen. (...) Diese Malerei setzt den mobilen Blick voraus, der fragmentiert und filtert, reproduziert und kondensiert, der seinen Fokus variiert, immer neue Perspektiven einnimmt (...). So entstehen Bilder, die wie bewegliche Fenster sind, mit variablen Tiefenschärfen und vielfältigen Verweisen auf die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen wie auf die Parallelität von Handschriften und malerischen Konditionierungen“, erklärt die ehemalige Direktorin der Mannheimer Kunsthalle, heute Präsidentin Klassikstiftung Weimar, Dr. Ulrike Lorenz.

 

Vielen farbintensiven Kompositionen, für die Dietmar Brixy von Kunstliebhabern weit über die Grenzen Deutschlands gefeiert wird, stehen in der neuen Serie „Horizon“ einige konzentriertere Arbeiten entgegen. In ihnen dominiert die Farbe Weiß, die Brixy mit dem Spatel oder Pinsel großflächig aufträgt. Sie vermischt sich an einzelnen Stellen mit dem Schwarz des Untergrundes zu zarten grauen Schleiern. Der Gestus des Künstlers bleibt dabei stets dynamisch, schiebt die Farbe kraftvoll mal horizontal, mal vertikal über die Fläche. Hier und da blitzt der Horizont hervor, der den Bildern eine neue, räumliche Tiefe verleiht. Im Staccato setzt Brixy Konglomerate an Linien dicht aneinander in die noch feuchten Farbschichten, modelliert gitterartige Strukturen am Bildrand. Sie wachsen aus dem Nichts, um plötzlich wieder zu verschwinden. Jene Strukturen wecken Assoziationen an Waldungen und Lichtungen, an Hochhausarchitekturen immer wieder durchbrochen von Weite und Tiefe. Die Hintergründe formieren sich zu assoziativen Landschaften.

 

Die Öffnung des Bildraumes wird zum Erlebnis!

Immer wieder rückt in diesen niemals zentralperspektivisch angelegten Bildern der Horizont als utopische Grenze in das Blickfeld. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wendet sich ab von den Natureindrücken und landschaftlichen Szenerien. Es beginnt eine Befreiung des Sehens von allen gegenständlichen Beschränkungen. Die Öffnung des Bildraumes wird zum Erlebnis! Brixy erweitert und entgrenzt den Raum, er suggeriert die unendliche Landschaft hinter dem Horizont – wo sich Wünsche und Träume erfüllen können. Vielleicht liegt hier das Paradies, das ideale Miteinander des Menschen in und mit der Natur. Brixy entführt uns in seinen Bildern auf eine Reise durch die Welt hinter den Horizont und überrascht mit einer unerwarteten Begegnung: Es ist die Begegnung mit uns selbst.

Kunsträume | The Heinz Julen Art Gallery
Hofmattstrasse 4,
3920 Zermatt
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